„Journalismus in Echtzeit“ – Neues Heft von Communicatio Socialis jetzt online

ComSoc 4_2015 UmschlagMobile Endgeräte, soziale Netzwerke und Blogs steigern das Tempo im Nachrichtengeschäft im Kampf um die knappe Ressource Aufmerksamkeit. Geschwindigkeit und nicht Reflexion und Gewichtung bestimmen den Takt im real-time journalism. Das Publikum – der Beschleuniger im Nachrichtengeschäft – bekommt Terror und Katastrophe in Echtzeit. Zur Berichterstattung war nahezu zeitgleich vehemente Kritik zu vernehmen, die noch anhielt als sich der Medientenor wieder anderen Themen zuwandte.

Die Beiträge zum Schwerpunkt im aktuellen Heft (4/2015) widmen sich mit je unterschiedlichem Fokus und aus verschiedenen Blickwinkeln den medienethischen Fragen rund um „Aktualität und Echtzeit im Journalismus“.

Den Auftakt machen Klaus-Dieter Altmeppen, Christoph Bieber, Alexander Filipović und Jessica Heesen. In ihrem Beitrag „Echtzeit-Öffentlichkeiten“ betrachten sie das Phänomen als Folge der Digitalisierung. Hans-Joachim Höhn beschäftigt der veränderte Umgang mit Zeit. Er diagnostiziert das Zeitalter der Beschleunigung, treibende Kraft sei dabei ein kinetischer Imperativ. Der Mensch unterwirft sich, sagt Höhn, dem Zwang der Beschleunigung seiner Lebensvollzüge, auch um der Vergänglichkeit zu entkommen. Tobias Eberwein diskutiert das Verhältnis von Aktualität und Schnelligkeit aus medienethischer Perspektive. Er verweist auf die zeitliche, sachliche und soziale Dimension von Aktualität und sieht diesen Dreiklang durch den Geschwindigkeitswahn gefährdet.

Mit den „Chancen und Risiken von Medienkritik in Echtzeit“ befasst sich Stefan Niggemeier. Dem Nachteil fehlender Reflexionszeit stehe der Vorteil der Medien gegenüber, rasch reagieren und korrigieren zu können. Zugleich mahnt er zur Entschleunigung der Berichterstattung und damit einhergehender inhaltlicher Profilierung (dieser Text kann ohne Zugangsbeschränkung abgerufen werden). Eine Antwort klassischer Medien auf die digitale Konkurrenz in der aktuellen Berichterstattung ist die Nutzung eigener digitaler Kanäle. Als Beispiel für einen solchen stellt Christian Daubner zum Abschluss die neue Nachrichten-App „BR24“ des Bayerischen Rundfunks vor.

Logo GrundbegriffeIn der Serien „Grundbegriffe der Medienethik“ behandelt der 2. Teil das Stichwort „Angewandte Ethik“ (Alexander Filipovic)

Das neue Heft ist ab sofort online abrufbar. Die Artikel können auch einzeln erworben werden. Wie gewohnt erscheint die neue Ausgabe auch in gedruckter Form. Die Zeitschrift Communicatio Socialis erscheint im verzögerten Open Access: 12 Monate nach Erscheinen eines Artikels ist er frei im Netz zugänglich. Eine Reihe von (Universitäts-) Bibliotheken haben Communication Socialis lizensiert und gewähren ihren Nutzer_innen Zugriff auf die aktuellen Inhalte (siehe diese Übersicht).

 

Alexander Filipovic

Professor für Sozialethik an der Universität Wien, Schwerpunkte: Medienethik, Technikethik, politische Ethik, Wirtschaftsethik

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