„Zeugenschaft in digitalen Zeiten“ – Sybille Krämer bei der Jahrestagung 2020

Am 19. Februar 2020 wird die renommierte Philosophin Sybille Krämer den Vorabend-Vortrag der Jahrestagung des Netzwerks Medienethik in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften halten.

Thema des Vortrags ist „Der Verlust des Vertrauens. Medienphilosophische Perspektiven auf Wahrheit und Zeugenschaft in digitalen Zeiten“:

„Wissen zu erwerben ist ein kollaborativer Prozess: Das meiste von dem, was wir wissen – ob im Alltag oder in der Wissenschaft – beruht darauf, dass wir uns auf Worte und Schriften anderer verlassen (müssen). Die Fähigkeit zur Erkenntnis beruht auf der Anerkenntnis von Personen und Institutionen (Presse, Schule etc), denen wir in dem, was sie sagen und zeigen, vertrauen. Besonders deutlich wird das am Phänomen der Zeugenschaft: Ein Zeugnis ist kein Beweis, sondern beruht darauf, dass dem Zeugen, der ein den Zuhörenden entzogenes Ereignis bezeugt, vertraut wird. Wie verändert sich der Zusammenhang von Wissen, Wahrheit und Vertrauen unter den Bedingungen der Digitalität?“

Die Seniorprofessorin am Institut für Kultur und Ästhetik des Digitalen der Leuphana Universität Lüneburg war bis zu Ihrem Ruhestand im April 2018 Professorin für theoretische Philosophie an der Frei­en Uni­ver­sität Ber­lin. Als international gefragte Gastprofessorin an der Technischen Universität und dem Max Reinhard Seminar in Wien sowie an Universitäten in Zürich, Graz und Luzern als auch an der Tokyo University und der Yale University, erhielt sie 2016 den Ehrendoktor der Universität Linköping in Schweden.

Der Vortrag in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ist öffentlich (keine Anmeldung erforderlich). Die Jahrestagung des Netzwerks Medienethik findet statt zum Thema „Medien und Wahrheit – Medienethische Perspektiven auf ‚Fake News‘, Künstliche Intelligenz und Agenda-Setting durch Algorithmen“. Interessierte können sich bis 10. Februar noch hier anmelden.

Neue ISD-Studie: Das Online-Ökosystem rechtsextremer Akteur*innen

Im Rahmen eines von der Robert Bosch Stiftung geförderten Forschungsprojektes hat das Institute for Strategic Dialogue (ISD) das Zusammenspiel alternativer Online-Plattformen mit den großen Plattformen untersucht.

Alternativen Online-Plattformen, wie 4chan oder 8chan, kommt eine erhebliche Rolle bei extremistischen Gewalttaten, wie in Christchurch im März 2019 oder in Halle im Oktober 2019 zu, da sie nicht nur die Radikalisierung rechtsextremer Akteure im digitalen Raum befördern, sondern auch von den Tätern als Kanal genutzt werden, um ihre Verbrechen live zu streamen. Da große Online-Netzwerke wie Facebook und Twitter aufgrund des öffentlichen Drucks Maßnahmen gegen Hassrede und illegale Postings ergreifen, trägt dies dazu bei, dass rechtsextreme User auf kleinere, weniger regulierte Plattformen ausweichen.

Der Forschungsbericht des ISD thematisiert dabei folgenden Fragen:

  • Wie können Strategien gegen Rechtsextremismus im Netz das gesamte Online Öko-System in den Blick nehmen?
  • Welche innovativen Herangehensweisen zur Bekämpfung von Rechtextremismus im Netz sind erfolgreich?
  • Welche Handlungsempfehlungen lassen sich für Politik und Zivilgesellschaft ableiten?

Die Studie „Das Online Öko-System rechtsextremer Akteur*innen“ wird am 11. Februar 2020 um 18:30 Uhr in der Robert-Bosch-Stiftung in Berlin mit anschließender Podiumsdiskussion vorgestellt. Hier finden Sie weitere Informationen.