Am 22. und 23. Februar fand die gemeinsame Tagung der DGPuK-Fachgruppe Kommunikations- und Medienethik und des Netzwerk Medienethik an der Hochschule für Philosophie in München statt – in Kooperation mit dem zem::dg, der Akademie für politische Bildung in Tutzing und der Hochschule Darmstadt. Thema der Tagung war„Nachhaltigkeit in der Medienkommunikation“. Video-Aufzeichnungen einzelner Vorträgen sind nun auf dem Youtube-Kanal des Netzwerk Medienethik verfügbar.
Marlis Prinzing erläutert in ihrem Vortrag, dass Nachhaltigkeit in der journalistischen Praxis in Krisen in besonderer Weise zum Tragen kommt. Am Beispiel der Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zeigt sie, wie die Berichterstattung über die akute Krise, das zugrundeliegende Thema der Klimakrise und Nachhaltigkeit im Umgang mit den akut Betroffenen ineinandergreifen. Nachhaltigkeit sei demnach ein Aspekt der journalistischen Routine in der Art und Weise, wie berichtet wird, in den Inhalten, über die berichtet wird und im Umgang mit den Menschen, über die oder deren Arbeit berichtet wird.
Torsten Schäfer argumentiert in seinem Vortrag, dass Nachhaltigkeit als Grundwert und Handlungsprinzip eine neue normative Sphäre begründet. Ausgangspunkt seiner Argumentation ist eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, das mit seinem Klimaschutzurteil Nachhaltigkeit als Grundwert festgeschrieben habe. Hieraus ergebe sich für Journalist:innen die Pflicht, sich für Nachhaltigkeit im selben Maße einzusetzen wie für Demokratie. In diesem Sinne müsse Nachhaltigkeit in den Medien immer als Querschnittsdimension mitgedacht werden. Abschließend stellt Schäfer Beispiele vor, die zeigen, wie eine dem Leitbild der Nachhaltigkeit verpflichtete Berichterstattung umgesetzt werden könne.
Hintergrund des Vortrags von Tobias Eberwein sind die Herausforderungen, vor denen die Mediensysteme in Europa stehen – darunter vor allem der politische Druck vom rechten Rand, ökonomische Probleme aufgrund wegbrechender Erlösmodelle, aber auch die Frage nach einem angemessenen redaktionellen Umgang mit KI. Hierauf gelte es im Sinne einer nachhaltigen Gestaltung von Mediensystemen Antworten zu finden, damit Medien und Journalismus auch in Zukunft ihren normativen Ansprüchen gerecht werden. In diesem Zusammenhang werden inzwischen verschiedene Monitoring-Initiativen verfolgt, die Aspekte der Medienentwicklung in den Blick nehmen und auf Fehlentwicklungen hinweisen. Eberwein stellt hierzu eine Studie vor, deren Ziel es ist, Monitoring-Projekte im Hinblick auf ihren gesellschaftlichen Nutzwert zu evaluieren.
Philip Dietrich widmet sich in seinem Vortrag digitalen Videospielen als Medium der Nachhaltigkeitsvermittlung. Er argumentiert, dass sich Videospiele als Medium der Ethikvermittlung eignen. Darüber hinaus könnten so genannte Serious Moral Games gezielt zur Förderung ethischen Verhaltens eingesetzt werden. Ausgehend hiervon zeigt er, dass sich Videospiele für die Vermittlung von Nachhaltigkeitskonzepten eignen und somit als Sprachrohr der Wissenschaftskommunikation fungieren können.