In der Silvesternacht wurden Frauen sexuell belästigt bis hin zur Vergewaltigung – in Köln, aber auch in Hamburg und Stuttgart. Die Fakten kommen langsam ans Tageslicht, die Interpretationen finden aber bedeutend schneller Verbreitung in der bundesweiten Berichterstattung. Ein Versuch, Diskurse zu diesem Ereignis medienethisch zu analysieren.
Die sexuellen Übergriffe werden verknüpft mit den Themen Kriminalität, Geflohene bzw. Migranten, Frauen und verhandelt in miteinander verschränkten Diskursen zu Asyl, Integration, innere Sicherheit, Strafrecht, Sexismus. Journalist_innen haben in dieser Gemengelage die Pflicht, zu informieren – eine Pflicht, die ihre Grenze dort findet, wo die Menschenwürde verletzt wird. Das ist ein medienethischer Abwägungsprozess, der professionelles Handwerk wie seriösen Faktencheck voraussetzt.
Diskurse zu Kriminalität, Asylrecht, innere Sicherheit
„Null Toleranz gegenüber kriminellen Ausländern“ – das ist der dominierende Tenor in Statements aus der Politik, in der Berichterstattung und vielen Kommentaren. Diese Perspektive bedient vor allem die Diskurse zu Kriminalität, Asylrecht, innere Sicherheit. Da es sich bei den Tätern nach bisherigen Erkenntnissen um junge nordafrikanische, alkoholisierte Männer handelt, lautet die Forderung, das Asylrecht so zu ändern, dass straffällige Flüchtlinge und Migranten schneller abgeschoben werden können. Eine scheinbar einfache Lösung, die latent rassistischen Ressentiments in der Bevölkerung geschuldet ist. Sie lässt aber viele Fragen offen, die in anderen Diskursen thematisiert werden. Weiterlesen