Globalisierung und Digitalisierung führen tendenziell zu sozialer Desintegration, so Medienethikprofessor Alexander Filipović bei der Eröffnung der Jahrestagung des Netzwerks Medienethik in München. Wird die Integrationsfunktion der Medien zum „Auslaufmodell“? Die Tagungsteilnehmenden waren sich einig, dass diese Aufgabe wichtiger ist denn je – angesichts aufkommender Nationalismen und Social Media-Kommunikation in Echokammern und Filterblasen.
Foto: Netzwerk Medienethik: Fabian Norden
Mit Transparenz legitimieren
Es gelte, im Dialog mit Rezipient_innen die richtige Sprache zu finden, den richtigen Umgang mit Scharfmachern, Hetze und Fake News im Netz, dem Vorwurf, „auf einer Seite zu stehen“, zu begegnen. „Wir müssen auf Facebook präsenter sein, unsere Arbeit transparent machen“, so Jenter, sonst gebe es ein „Legitimationsproblem“. Dabei sei seine Arbeit transparenter und werde stärker kontrolliert als die anderer News-Produzent_innen: „Wenn ich Mist baue, muss ich in den Rundfunkrat und da vorsingen.“
Die Angst vor dem Vorwurf der Parteinahme zeigte sich auch in der Diskussion über die Richtlinie 12.1 des Pressekodex und die Frage, ob und wann die Herkunft von Straftätern genannt werden darf. Medienwissenschaftler Tobias Eberwein hielt es „für ein Versäumnis“, dass die Anpassung der Antidiskriminierungsrichtlinie ausblieb und der Presserat sie bestätigte. Dass die Nicht-Nennung Normalfall sei, widerspreche der journalistischen Äußerungspflicht. Man solle die Ziffer 12.1 streichen, nur das allgemeine Diskriminierungsverbot beibehalten und die Entscheidung der Redaktion überlassen, ihr aber gleichwohl in Leitfäden Hilfestellung geben. In der anschließenden Diskussion gab es kritische Stimmen zur „Normalisierung“ von Exklusionsmerkmalen wie Herkunft oder Religion.