Roboter-Journalismus – Neues Heft von Communicatio Socialis jetzt online

cover_issue_74_de_DEDas neue Heft der medienethischen Zeitschrift Communicatio Socialis beschäftigt sich in seinem Schwerpunkt mit der Automatisierung des Journalismus. Das Heft (Nr. 1/2015) ist im E-Journal (beschränkt) und in einer Printausgabe zugänglich (Informationen zum Bezug).

Der Begriff der Automatisierung provoziert zunehmend Ängste in der Medien-Branche: Arbeitsplatzverlust und das Ende journalistischer Standards sind die gängigen Hiobsbotschaften. Auf der anderen Seite setzen Unternehmen auf eine Mischung aus Automatisierung und Spezialisierung, die als Hilfstruppen die klassischen Redaktionen unterstützen sollen. Nicht nur regionale und überregionale Medien, sondern auch Parteien und Ministerien nutzen dieses Angebot.

Roboterjournalisten bestehen aus Codes und werden bereits jetzt in der faktenorientierten Berichterstattung eingesetzt. Sie sind konkurrenzlos schnell. Einer Studie zufolge erkennen die meisten Leser keinen Unterschied. Doch programmiert werden kann nicht alles. Automaten kennen keine ethischen Grundsätze, können nicht kritisch hinterfragen oder die Daten auf Plausibilität und Richtigkeit prüfen. Redaktionen bleiben verantwortlich für die veröffentlichten Inhalte. In einem Schwerpunkt zu diesem Thema versammelt die neue Ausgabe von Communication Socialis unter anderem Texte von Alexander Filipović, Klaus-Dieter Altmeppen, Martina Mahnke, Ernst Fricke und Marvin Oppong.

Das neue Heft ist ab sofort online im E-Journal zugänglich.

Mit Material und Originalwortlaut von der Website der Zeitschrift. Disclosure: Ich bin Mitherausgeber der Zeitschrift.

Medien – Absturz – Ethik. Eine Kritik der Medienkritik

Die Medien stehen im Zuge des Flugzeugabsturzes in der Kritik. Aber würde es nicht helfen, auch in der Medienkritik ein wenig herunterzufahren? Wenn Medienkritik selbst ein Aufreger wird, dann lautet mein Urteil: Überengagiert!

Die These, mit der man gerade viele Likes, Retweets, Beifall und entrüstet-schockierte Zustimmung erhält ist: „Mit dem Absturz der Germanwings-Maschine sind auch die Medien abgestürzt“. In 10000 von medienkritischen Tweets lesen wir von „Schande„, von „ich schäme mich“ oder „Ihr seid zum Kotzen„. Der Journalismus ist „erbärmlich„, der Presserat wird angefleht einzuschreiten und es wird gleich mitbehauptet, dass er das sowieso nicht macht, das ja auch nichts nützt und er mehr Rechte braucht. Auf den etablierten (Qualitäts-)Plattformen beginnt derweil die Berichterstattung über die Berichterstattung (hier oder hier).

Jetzt könnte die Frage lauten: Macht der Journalismus in der Berichterstattung über den Absturz der Germanwings-Maschine alles falsch oder alles richtig? Ohne Frage: Diese Überlegungen sind wichtig und müssen in den folgenden Wochen angestellt werden. Vieles ist gut, aber einiges ist auch schlecht gelaufen. Wie eigentlich immer in der Berichterstattung…

Kritik an der Journalismus- und Medienkritik

Was mich dagegen jetzt stört, ist die Empörungswelle über mutmaßlich schlechten Journalismus oder mutmaßlich „abstürzende“ Medien selbst. Gestern Mittag twitterte ich in diesem Sinne:

Trotz des Schreibfehlers im Hashtag hat das einige Resonanz ausgelöst. Ganz richtig wird die Situation als Echtzeit-Medienkritik beschrieben – freilich eine, die im Modus der Empörung (und zum Teil im Modus der Verachtung) funktioniert. Warum kritisiere ich die Medien- und Journalismuskritik?

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