Natascha Zowislo-Grünewald + Jürgen Schulz: Wie viel Transparenz braucht / verträgt die Unternehmenskommunikation?

Abstract

Wie viel Transparenz braucht / verträgt die Unternehmenskommunikation? Oder: Die Schimäre von Vertrauen durch Transparenz

Die normative Leitlinie für die Unternehmenskommunikation scheint Transparenz zu sein, sowohl nach innen als auch nach außen. Somit wird Transparenz eine zentrale Rolle dabei zugewiesen, Grundlagen für Vertrauen in Unternehmen zu schaffen – Vertrauen, das besonders durch die Unternehmensskandale der letzten Zeit stark angegriffen wurde. Die Entwicklung und Begründung dieses normativen Geltungsanspruchs der Öffentlichkeit lässt sich – zumindest auf den ersten Blick – klar darstellen. Dieser Beitrag untersucht daher den Aufbau und die Pflege von Vertrauen durch Kommunikation genauer, allerdings unter der gegenteiligen Prämisse, nämlich dass der Leitsatz „Vertrauen durch Transparenz“ entgegen der allgemein verbreiteten Ansicht eine Schimäre ist. Das Postulat dieses Beitrags ist es schließlich, für weniger Transparenz und mehr Vertrauen zu plädieren. Die Glaubwürdigkeit der Inszenierung – verstanden als das Versprechen, jederzeit Transparenz bereitwillig liefern zu können – würde dann Kern der Kommunikationsstrategie von Unternehmen werden, nicht die Suche nach Wahrhaftigkeit in der Unternehmensdarstellung. Mit anderen Worten: Transparenz wäre und bliebe eine Fiktion, die dennoch funktioniert, weil sie für alle Parteien anschlussfähig ist.

Kurzbiographie

Natascha Zowislo-Grünewald; Dr. phil., erwarb ihren Master of Arts an der Paul H. Nitze School of Advanced International Studies der Johns Hopkins University in Washington, DC. Anschließend promovierte sie in Mannheim und war in der Unternehmenskommunikation zweier internationaler Unternehmen tätig. Seit 2005 habilitiert sie sich an der Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Bayreuth. Ihre Forschungsgebiete sind Unternehmens- und politische Kommunikation sowie Kommunikationsmanagement.

Jürgen Schulz; Dr. phil., Jürgen Schulz ist Juniorprofessor für strategische Kommunikationsplanung an der Universität der Künste Berlin. Nach kaufmännischer Ausbildung und berufsbegleitendem Studium war er im internationalen Marketing und Vertrieb der BASF AG tätig. Danach studierte er Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der HdK Berlin und promovierte an der Humboldt Universität über das Thema Risiko- und Krisenkommunikation. Arbeitsschwerpunkte: Organisations- und Marketing-Kommunikation.

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