Abstract:
Fragmentierung der medialen Öffentlichkeit durch konvergente Medien – Konsequenzen aus medienethischer Perspektive
Digitalisierung, technische und inhaltliche Verzahnung von Einzelmedien sowie flexible und medienübergreifenden Nutzung werden als „Medienkonvergenz“ bezeichnet. Ihr gegenüber steht die Entwicklung neuer Medienangebote, die als Konkurrenz und Antithese zu traditionellen Massenmedien gesehen werden können. Alternative Medienangebote sprechen Nutzergruppen an, die von den traditionellen Medien nicht (mehr) erreicht werden. Dies soll als „Fragmentierung“ bezeichnet werden. Der Vortrag behandelt zunächst die These, dass Medienkonvergenz zwar dazu führt, eine technisch und zuweilen auch in der Darstellung einheitliche Kommunikationsbasis zu schaffen, dass dies aber keine einheitliche mediale Öffentlichkeit erzeugt, sondern vielfältig aufeinander verweisende, aber trotzdem distanzierte Teil- oder gar voneinander isolierte Gegenöffentlichkeiten. Darauf aufbauend sollen die medienethischen Konsequenzen einer stärker fragmentierten medialen Öffentlichkeit diskutiert werden. Denn mit dem Entstehen einer vielfältigen und vor allem institutionell heterogenen Medienlandschaft in konvergenten Medien ist zu erwarten, dass klassische medien- und journalismusethische Konzepte ihre normative Bindungskraft verlieren werden.
Kurzbiographien:
Karsten Weber, Prof. Dr. phil. habil., hat in Karlsruhe Philosophie, Informatik und Soziologie studiert, 1999 dort promoviert und an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) 2003 habilitiert. Seit 2006 ist er Professor für Philosophie an der Universität Opole; derzeit arbeitet er als Gastprofessor für Informatik und Gesellschaft an der TU Berlin. Zu seinen wichtigsten Publikationen zählen: K. Weber, M. Nagenborg, R. Drüeke, O. Langewitz: Ubiquitous Media – Ökonomische und technische Rahmung sozialer Handlungsmöglichkeiten. In: Merz Medien + Erziehung, Zeitschrift für Medienpädagogik, 53 (2009) 6; K. Weber: Simulationen in den Sozialwissenschaften. In: Journal for General Philosophy of Science, 38 (2007).
Ricarda Drüeke, M.A., hat in Marburg und Hamburg Politikwissenschaft, Soziologie und Kunstgeschichte studiert. Seit 2007 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Kommunikationswissenschaft der Paris-Lodron-Universität Salzburg. Forschungsschwerpunkte sind Theorien der Öffentlichkeit, sozialwissenschaftliche Internetforschung, politische Kommunikation. Zu ihren wichtigsten Veröffentlichungen zählen: K. Weber, R. Drüeke, O. Langewitz, M. Nagenborg: Konvergente Medien – Integration oder Fragmentierung von Öffentlichkeit? In: Merz Medien + Erziehung, Zeitschrift für Medienpädagogik, 53 (2009) 6.; R. Drüeke, S. Haug, W. Keller, K. Weber: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser?“ – Privatsphäre und die Nutzung digitaler mobiler Endgeräte in interpersonalen Beziehungen. In: Merz Medien + Erziehung, Zeitschrift für Medienpädagogik, 51 (2007) 6.
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