„Nachhaltigkeit in der Medienkommunikation“: Jahrestagung 2024 bietet vielfältige Denkanstöße

Am 22. und 23. Februar 2024 fand die gemeinsame Jahrestagung der DGPuK-Fachgruppe Kommunikations- und Medienethik und des Netzwerk Medienethik an der Hochschule für Philosophie in München statt. Die Tagung stand unter dem Leitthema „Nachhaltigkeit in der Medienkommunikation“, das sowohl aus normativ-ethischer als auch aus praktischer Perspektive beleuchtet wurde.

Claudia Paganini, Anja Windl, Jörg Schmid und Torsten Schäfer (v.l.r) bei der Podiumsdiskussion der Jahrestagung 2024Das Konzept der Nachhaltigkeit ist allgegenwärtig. Auch in der Medienkommunikation wird das Thema zunehmend diskutiert. Die Jahrestagung 2024 bot Gelegenheit, diese Diskussion zu vertiefen. Drei Keynotes gaben dazu grundlegende Denkanstöße. Franzisca Weder reflektierte in ihrem Vortrag das transformative Potenzial der Nachhaltigkeitskommunikation. Torsten Schäfer ging der Frage nach, inwiefern das Prinzip der Nachhaltigkeit einen neuen normativen Raum eröffnet. Vanessa Albus untersuchte das Zusammenspiel von Paradigmenwechsel und Metaphorik am Beispiel der Nachhaltigkeit.

Diese und weitere Überlegungen wurden in sechs Panels vertieft, die sich u. a. der Bedeutung von Nachhaltigkeit in der strategischen Kommunikation, der ethischen Dimension von Nachhaltigkeit in der Mediendebatte, der Rolle von Nachhaltigkeit in Mediensystemen und dem Verhältnis von Technologien und Nachhaltigkeit widmeten. Dabei wurden Forschungsperspektiven aus der strategischen Kommunikation, dem Journalismus und der Medienethik eingebracht. Einen weiteren inhaltlichen Schwerpunkt bildete der Wandel des journalistischen Rollenverständnisses angesichts der Klimakrise. Gerade die kontroverse Diskussion der Teilnehmer:innen über die Qualität des subjektiven Journalismus in der Nachhaltigkeitsberichterstattung zeigte, dass hier ein großes Forschungspotenzial besteht.

Ein weiterer Höhepunkt der Konferenz war die Podiumsdiskussion am Donnerstagabend. Hier diskutierten Jörg Schmid von der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V., die Klimaaktivisten Anja Windl und Torsten Schäfer sowie die Moderatorin Claudia Paganini, inwiefern der Klimajournalismus das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung unterstützen kann. Auch dieser Austausch zwischen Vertreter:innen aus Wissenschaft und Praxis lieferte interessante Einblicke für weiterführende Forschungen.

Verleihung des Doktorand:innen-Preises an Stefan Kosak

Die Fachgruppe Kommunikation und Medienethik der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft hat für das Jahr 2023 zum zweiten Mal einen Doktorand:innen-Preis ausgeschrieben. Im Rahmen der Fachgruppentagung 2024 in München wurde der Preis an Stefan Kosak von der Hochschule für Philosophie verliehen, der für seinen Aufsatz „Medienethische Überlegungen zum Umgang mit Online-Hatespeech“ ausgezeichnet wurde.

Der Preisträger Stefan Kosak (u.l.) neben dem Juryvorsitzenden Christian Schicha. Im Hintergrund (v.l.n.r.) Jury-Mitglied Rüdiger Funiok, die Fachgruppensprecher:innen Lars Rademacher und Claudia Paganini und Jury-Mitglied Laura Martena.In seinem Aufsatz setzt sich Kosak mit Blick auf die Verbreitung von Hassbotschaften im Internet mit der Frage nach dem richtigen Umgang auseinander, wobei er insbesondere das systematische Löschen von Hassbotschaften durch die Plattformbetreiber:innen kritisch beleuchtet.  Eine grundlegende Definition von Hatespeech zeigt dabei, dass das Empfinden von Hass in einer tiefen Abneigung gegenüber Eigenschaften anderer Personen wurzelt. Im Internet entfaltet die Verbreitung von Hassbotschaften dabei eine besonders schädliche Wirkung, nicht nur für die Betroffenen, sondern für die Gesellschaft insgesamt.

Ausgehend hiervon argumentiert Kosak in Anlehnung an John Stuart Mills klassisches Argument zur Verteidigung der Meinungsfreiheit, dass ein systematisches Löschen von Hassbotschaften bedeutende Nachteile mit sich bringt und daher nicht als bevorzugte Maßnahme gegen die Verbreitung von Online-Hatespeech herhalten kann. Als Alternative schlägt er eine Strategie der Gegenrede vor, die Politik, Plattformbetreiber:innen und Zivilgesellschaft dazu auffordert, Online-Hatespeech mittels inhaltlicher Repliken zu begegnen.

In seiner Laudatio betonte Prof. Christian Schicha als Vorsitzender der Jury, dass der Text „treffsicher die relevanten psychologischen und sozialen Aspekte heraus[stellt]. Er benennt in ausführlicher Weise Begründungen für deren ethische Beurteilung, vor allem demokratietheoretischer Art.“ Hierdurch erinnere der Text „an den Wert der Redefreiheit für die demokratische Meinungsbildung gerade auch dann, wenn sich diese Meinungen als problematisch erweisen.“