Mathias Rentsch: Weicher Stachel im Fleische?

Abstract

Weicher Stachel im Fleische? Der Medienjournalismus als Instanz der Medienselbstkontrolle.

An Medienjournalisten werden verschiedene normative Ansprüche herangetragen. Dabei wird ihnen auch das Potenzial zugesprochen, als Instanz der Medienselbstkontrolle aufzutreten. Im Vergleich mit anderen Formen der Medienselbstkontrolle birgt Medienjournalismus ein spezifisches Leistungsvermögen, aber auch besondere -hemmnisse. Auf Grundlage einer empirischen Studie wird die Frage diskutiert, inwiefern Medienjournalisten tatsächlich als „fünfte Gewalt“ zu wirken willens und in der Lage sind. Vorgestellt werden die Ergebnisse einer quantitativ-standardisierten Befragung von Medienredakteuren bei der deutschen Presse (N=78). Methodisch orientiert sich die Studie stark an der „allgemeinen“ Journalismusforschung, um komparativ Besonderheiten im Medienjournalismus herauszuarbeiten. Die Studie zeigt, dass der Presse-Medienjournalismus noch immer schwach institutionalisiert und kaum professionalisiert ist. Im Aufgabenverständnis der Medienredakteure ist die Kritik an Medien-Missständen von zentraler, die Kontrolle von Medien und Journalisten dagegen von nachrangiger Bedeutung. Der Verwirklichung der Ziele von Medienjournalisten stehen weniger die publizistischen und wirtschaftlichen Eigeninteressen des eigenen Medienhauses im Wege. Vielmehr kritisieren Medienjournalisten unzureichende Arbeitsbedingungen und die wahrgenommene geringe Wertschätzung und Akzeptanz ihrer Arbeit.

Kurzbiographie

Mathias Rentsch, M.A., hat in Dresden Kommunikationswissenschaft und Politikwissenschaft studiert. Seit 2007 arbeitet er am Institut für Kommunikationswissenschaft der Technischen Universität Dresden, seit 2009 ist er dort wissenschaftlicher Mitarbeiter. Seine Forschungsschwerpunkte sind Journalismusforschung und öffentliche Meinung. Er ist Mitautor der Veröffentlichung: Entzauberung eines Berufs. Was die Deutschen vom Journalismus erwarten und wie sie enttäuscht werden. Konstanz 2009, gemeinsam mit Wolfgang Donsbach, Anna-Maria Schielicke und Sandra Degen.

Zurück zur Tagungswebsite “Ethik der Kommunikationsberufe” (2010).

Kommentar verfassen