Gemeinsame normative Perspektiven: Jahrestagung zu „Medien, Ethik und Geschlecht“ mit großem Zuspruch

Am 13. und 14.2.2014 fand zum 18. Mal die Jahrestagung des Netzwerks Medienethik in München statt. Zur gemeinsamen Tagung hatten die DGPuK-Fachgruppen Kommunikations- und Medienethik und Medien, Öffentlichkeit und Geschlecht sowie das Netzwerk Medienethik eingeladen. Knapp 90 Interessierte aus Wissenschaft und Praxis, darunter viele Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, folgten der Einladung.

Das diesjährige Thema „Medien, Ethik und Geschlecht. Zur Frage nach Gerechtigkeit und Vielfalt in der Medienwelt“ lud zu Begegnungen zwischen der Medienethik einerseits und den Gender Studies andererseits ein, welche bisher noch eher selten sind.

Die Kommunikationswissenschaftlerin Elisabeth Klaus aus Salzburg und die Philosophin Tatjana Schönwälder-Kuntze eröffneten den Austausch, um sich der Verbindung von Medien, Ethik und Geschlecht anzunähern. Elisabeth Klaus führte unter dem Titel „Moral ist grauslich – Ethik auch?“ zügig durch die Entwicklung und die Debatten feministischen Denkens, in dem das Verhältnis von und der Streit um Gleichheit und Differenz eine maßgebliche Rolle spielte und spielt. Nancy Fraser war ihre Referenzautorin, die die Verschränktheit von Gleichheit und Differenz angemessen bearbeitet, die richtigen Fragen stellt und die „List der Geschichte“ aufdeckt. Tatjana Schönwälder-Kuntze bezog sich unter dem Titel „Media matter – Anmerkungen zu ihrer ambivalenten Wirkmächtigkeit“ auf Kant und McLuhan, um die Frage nach der Relevanz der Kategorie Geschlecht zu stellen. Warum spielt sie eine derart hervorgehobene Rolle? Die Medien nehmen eine besondere Position ein, da sie soziale Kategorisierungen und Unterscheidungen weiterschreiben und festigen.

Am zweiten Tag hielt die Journalistin Susanne Gaschke den praktisch orientierten Eröffnungsvortrag „Die unkontrollierte Gewalt. Erkenntnis, Interessen und Fehlentwicklungen in der Mediendemokratie.“ Durch ihre Doppelperspektive als Journalistin und jüngst zurückgetretene Kieler Oberbürgermeisterin hat sie einen besonderen, persönlichen Einblick in das Verhältnis von Medien und Politik und formulierte ihre Kritik sehr direkt. Die Arbeitsgruppen beleuchteten im Anschluss weitere Aspekte der Medien, der Ethik und ihrem Zusammenhang mit Geschlecht: z.B. die Bilder lesbischer Frauen in den Medien, Geschlechterverteilung in der Politik und die Berichterstattung darüber.

Tagungsbeobachterin Margreth Lünenborg lobte das interdisziplinäre und reflexive Projekt der Tagung, zu der zwei explizit normative Disziplinen – Medienethik und Gender Studies – zusammengekommen waren. Der Diskurs hat sich als fruchtbar erwiesen und sollte weitergeführt werden, ist das Fazit der Abschlussrednerin, gerade weil darüber, dass die Disziplinen normativ arbeiten, Einigkeit herrscht.

Die nächste Jahrestagung des Netzwerks Medienethik wird erneut in Zusammenarbeit mit der DGPuK-Fachgruppe Kommunikations- und Medienethik veranstaltet, und zwar am 12. und 13. Februar 2015 (Ort: Hochschule für Philosophie, München). Thema werden die aktuellen Strukturveränderungen des Journalismus sein. Angestrebt für die nächste Jahrestagung ist eine stärkere Berücksichtigung der Interessen von Medienpraktikerinnen und -praktikern im Hinblick auf Medienkritik und Medienethik. Theorie-Praxis-Diskurs und wissenschaftliche (Theorie-) Arbeit an medienethischen Problemen sollen gestärkt werden und weiterhin in einer Tagung ihren Platz finden. Informationen zur nächsten Jahrestagung finden Sie unter www.netzwerk-medienethik.de/jahrestagung/tagung2015/.

Update 21.03.2014:

Bärbel Röben hat auf verdi.de ebenfalls einen Tagungsbericht verfasst.

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